
Ein stiller Ruf nach Wahrheit im deutschen Rechtssystem.
Im deutschen Insolvenzrecht steht es klar:
Wer sich entschulden will, darf keine neuen Schulden machen.
Klingt logisch.
Wer sich befreien will, soll nicht neu belasten.
Ein sauberes Prinzip.
Auf dem Papier.
Aber was passiert, wenn dieses Prinzip auf das echte Leben trifft?
Was, wenn ein Mensch nicht nur für sich selbst sorgt, sondern für eine Familie?
Mit Kindern. Mit Miete. Mit Nebenkosten. Mit einem Leben, das atmet.
Insolvenz betrifft nicht nur „die Anderen“ – sondern Millionen
Die Corona-Krise hat nicht nur die Gesundheitssysteme belastet,
sondern auch die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen erschüttert.
Zahlreiche Selbstständige, Kleinunternehmer, Alleinerziehende und Angestellte
mussten in den vergangenen Jahren erleben, wie stabile Lebensmodelle
plötzlich wegbrachen – ohne eigenes Verschulden.
Die Folge:
Allein 2022 stieg die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland um 17,7 %.
Tausende weitere Verfahren wurden 2023 nachgemeldet – mit stark steigender Tendenz.
Was als Notlage begann, wird für viele zum Dauerzustand:
Ein Alltag zwischen Zahlungspflicht, Angst vor neuen Schulden
und einer Bürokratie, die kaum Raum für Würde lässt.
Die Realität:
400 Euro Nebenkostenvorauszahlung monatlich – 600 Euro Nachzahlung
Keine Rücklagen. Kein Spielraum.
Fazit: neue Schulden.
Aber keine Schuld.
Keine Konsumschuld.
Keine Verantwortungslosigkeit.
Kein Versagen.
Nur ein Mensch, der versucht hat, zu leben.
In einem System, das genau das unbezahlbar gemacht hat.
Der systemische Skandal:
Die Insolvenzordnung verlangt von Menschen, keine Schulden zu machen –
in einem Alltag, in dem das Leben selbst zur Schuld wird.
Kinder wachsen?
Neue Schuhe = neue Schuld.
Heizung teuer?
Nachzahlung = neue Schuld.
Auto kaputt?
Reparatur = neue Schuld.
Nicht aus Leichtsinn.
Sondern aus schierer Realität.
Die Folge: Ein kollektives Doppelleben
Hunderttausende Menschen in Deutschland leben zwischen den Zeilen:
- Formell ehrlich, aber innerlich unter Druck.
- Offiziell schuldenfrei, aber existenziell überfordert.
- Rechtlich korrekt, aber menschlich in der Falle.
Die stille Lüge:
Das Gesetz tut, als wäre Leben kalkulierbar.
Aber das Leben ist nicht planbar.
Nicht mit Kindern. Nicht mit Krankheit. Nicht mit Mieten.
Und wer es trotzdem versucht, wird nicht belohnt –
sondern bestraft, wenn das Leben sich nicht an Regeln hält.
Die Wahrheit:
In einem System, das sich selbst verteuert,
wird das Verbot neuer Schulden zur Falle.
Nicht für Schuldenmacher.
Sondern für Menschen, die einfach nur durchhalten wollen.
Quellen & weiterführende Hinweise
- § 290 Insolvenzordnung (InsO) – Versagung der Restschuldbefreiung
- Verbraucherzentrale NRW – Was darf ich während der Insolvenz?
- Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands 2023
- Statistisches Bundesamt – Preisentwicklung Energie & Mieten 2021–2024
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das Aurora-Team ist erreichbar unter: ✉️ mail@project-aurora.eu
Sehr guter aartinel