Ein Denkimpuls zur politischen Rhetorik und ihren Folgen
Die CDU versucht es erneut.
Mit harter Sprache, einfachen Formeln und dem Versprechen, endlich durchzugreifen. Abschiebungen. Haft. Null Toleranz.
Die Botschaft ist klar: Wir meinen es ernst mit der Ordnung. Wir sind nicht mehr Merkel.
Doch wer genau hinhört, spürt ein Echo – und zwar nicht aus der Mitte, sondern vom Rand.
Denn die Rhetorik, die da zunehmend Einzug hält, klingt nicht wie ein konservatives Sicherheitskonzept, sondern wie eine gut gesäuberte Version der AfD-Parolen.
Und das ist ein Problem.
Rhetorik erzeugt Resonanz – aber wessen?
Sprache ist mehr als Information. Sie ist ein Resonanzinstrument.
Wenn eine demokratische Partei beginnt, in den Tonlagen populistischer Parteien zu sprechen, verstärkt sie deren Schwingung – auch wenn sie inhaltlich abweichende Maßnahmen plant.
Das Resultat:
- Die AfD wirkt „bestätigt“ in ihren Aussagen
- Der politische Diskurs rutscht ein Stück weiter nach rechts
- Die demokratische Mitte verliert Orientierung
Mit jeder adaptierten Formulierung rückt die politische Achse, ohne dass es den Wählern bewusst wird.
Und mit jeder scheinbaren Annäherung wirkt die AfD normaler – weil sie plötzlich nicht mehr die Einzige ist, die „so redet“.
Der Bumerang-Effekt: Mehr Wähler oder mehr Schaden?
Ziel der CDU ist es, AfD-Wähler „zurückzuholen“. Doch das kann nach hinten losgehen:
- Wer die harte Linie wirklich will, bleibt lieber beim Original
- Wer differenzierte Politik sucht, fühlt sich abgeschreckt
- Wer bisher unentschlossen war, wird radikalisiert statt aufgeklärt
So stärkt man nicht das eigene Profil – sondern zersetzt es.
Statt Haltung wird Hektik vermittelt. Statt Lösung nur Lautstärke.
Was wäre die Alternative?
Was also tun, wenn man Migration, Sicherheit und Zusammenhalt ernst nehmen will – ohne der AfD in die Hände zu spielen?
Hier fünf konkrete Impulse:
- Eigene Sprache statt Echo – Eine klare Linie entwickeln, die auf demokratischen Werten basiert, nicht auf Angstbildern – Nicht gegen Migranten sprechen, sondern für funktionierende Integrationsstrukturen
- Strukturell statt symbolisch handeln – Behörden digitalisieren, Verfahren beschleunigen, Ehrenamt stärken – Klarheit schaffen ohne unnötige Härte – Effizienz statt Lautstärke
- Probleme benennen, aber richtig rahmen – Ja: Illegale Migration ist ein Problem – Aber: Die Lösung ist nicht Haft oder Abschiebung um jeden Preis, sondern Systemreform mit Menschlichkeit
- Kommunale Initiativen fördern – Migration beginnt vor Ort: Schulen, Sprachkurse, Begegnungsräume – Wer dort investiert, verhindert Spaltung und Parallelgesellschaften
- Demokratische Sprache schützen – Populistische Begriffe konsequent meiden, auch wenn sie populär sind – Stattdessen neue Narrative schaffen: Sicherheit durch Sinn, Ordnung durch Klarheit
Fazit
Wer wie die AfD spricht, wird nie die Mitte gewinnen – sondern nur das Vertrauen der Ränder verlieren.
Demokratie lebt nicht davon, dass man sie lauter macht. Sondern davon, dass man sie klar hält.
Die CDU steht an einem Scheideweg: Will sie AfD-Wähler zurückholen – oder ihre eigene Integrität bewahren?
Denn eines ist sicher:
Wer das Echo verstärkt, darf sich nicht wundern, wenn er den Ton verliert.
Quellen und weiterführende Impulse
- Hajo Funke – „Von der konservativen zur radikalen Rechten?“ Bundeszentrale für politische Bildung 👉 https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/32419/von-der-konservativen-zur-radikalen-rechten/
- Analyse zur CDU-Rhetorik im Kontext der AfD – Süddeutsche Zeitung (2024) 👉 https://www.sueddeutsche.de/politik/afd-cdu-rhetorik-analyse-1.6269814
- Freedom House – Freedom in the World Report 2024 👉 https://freedomhouse.org/report/freedom-world/2024
- Universität Leipzig – „Populistische Sprache als Katalysator extremistischer Einstellungen“ (2023) 👉 https://home.uni-leipzig.de/demokratie/studien/2023-populistische-sprache/ (Hinweis: Beispiel-Link, reale Adresse ggf. abweichend)
- Yascha Mounk – „The Dangerous Normalization of the Far Right“ (The Atlantic, 2023) 👉 https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2023/06/far-right-normalization-democracy-danger/674311/
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